PIANONews: CD des Monats
Robert Schumann: Papillons Op. 2; Sonate Nr. 2 9-Moll Op. 22
Clara Schumann: Sonate g-Moll; Trois Romances Op. 11
Margarita Höhenrieder, Klavier (Pleyel um 1855)
“Natürlich hat sich die Pianistin Margarita Höhenrieder hier nicht das erste Mal dem Spannungsverhältnis zwischen Robert und Clara Schumann genähert. Bereits vor Jahren hat sie die Klavierkonzerte der beiden auf einer Aufnahme vereint. Nun aber fand sie in der Sammlung von historischen Tasteninstrumenten von Eric Feller einen Pleyel-Flügel, der um 1855 entstand - und fühlte sich sogleich inspiriert, Klavierwerke der Schumanns auf diesem Instrument zu spielen. Neben dem Instrument suchte sie nach einem Musiksalon, der dieser Musik im Klang näher wäre, als ein moderner Konzertsaal. Diesen fand sie im Schweizer Zug. Dabei hat sie nicht einfach einige Werke von Robert und Clara Schumann vereint, sondern solche, die eine Beziehung zueinander haben. So ist die Sonate g-Moll von Clara Schumann von 1841 eine Verneigung vor der g-Moll-Sonate von Robert, die dieser nochmals mit einem neuen Abschlusssatz auf Claras Wunsch hin versah. Die früh entstandenen „Papillons“ von Robert finden bei Clara in ihren „Trois Romances“ einen Widerhall. Sofort wird man als Hörer in die intime Atmosphäre des Salons hineingezogen, sitzt förmlich vor dem Flügel, den Höhenrieder nicht weniger fordert als ein modernes Instrument. Aber dennoch weiß sie die Iyrischen Stärken und den Obertonreichtum dieses Instruments in Claras Sonate grandios auszuloten. Ihr gelingt das Scherzo so freudig und bestechend scharf in seiner musikalischen „Einfachheit“, dass man noch vor dem das Werk beendenden Rondo überzeugt ist von der Schaffenskraft der Komponistin wie der Interpretin. Und die bekannten „Papillons“ Schumanns weiß sie mit erzählerischer Kraft zu formen, wobei sie zwar Rubati nutzt, aber diese kurzen Petitessen nicht etwa als virtuose Ausdrucksstücke sieht, sondern ihnen die natürliche Wildheit und Ausdruckskraft zukommen lässt, die in diesem Klangbild den jungen und aufbäumenden Komponisten Schumann vorstellbar macht. Das ist brillantes Klavierspiel, persönlich, aber ohne übertünchendes Gehabe einer Interpretationstradition, die dieser Musik nicht gerecht wird. Gut erkennbar auch der unterschiedliche von Höhenrieder bei den beiden Werkschaffern produzierte Klang: Clara ist feinsinniger in ihrer Schreibweise, nicht weniger komplex, aber dennoch leichter im Ausdruck (wie im „Andante“ der „Irois Romances“). Die g-Moll-Sonate Schumanns besticht in Höhenrieders Darstellung mit allem, was bei Schumann so wichtig ist: liedhafte Lyrik, durchwirkt mit der überschäumenden und ausbruchartigen Ästhetik des Genies. Diese Einspielung ist ein Genuss unter den vielen Schumann-Einspielungen dieses Jahres.”